\"Kindskopf\" Robert Hock ist wie ein guter Wein
Ein Image ist Robert Hock nie losgeworden: das des Kindskopfes. Ob vor zehn Jahren oder heute, so richtig erwachsen, ist der gebürtige Tschechoslowake nicht, zumindest in der Kabine. „Er hat sich sein besonderes Image erhalten und das bei einem tadellosen Charakter, wie ich ihn mehr Sportprofis von Herzen gönnen würde“, sagt einer, der ihn seit Jahren kennt: Mannschaftsbetreuer Günther Kapfer.
Mit Ausnahme der Sommermonate, die das Geburtstagskind in seiner Wahlheimat Florida verbringt, sind jährlich acht Monate Gemeinschaft zwischen Mannschaftskapitän und Materialer eine gute Basis, um solche Einschätzungen auch begründen zu können: „Seine Bescheidenheit, gepaart mit immer neuen dummen Ideen und dem Wunsch jungen Spielern seine Erfahrungen weiterzugeben, das ist Robert Hock!“
Im Moment profitiert Youngster Marcel Kahle von den Eishockeyerfahrungen des dreifachen Familienvaters. „Robert ist ein Vorbild, er nimmt gerade uns junge Spieler an die Hand.“ Die Frage nach dem Warum braucht niemand zu stellen. Es ist seine eigene Geschichte. Wären damals nicht in Garmisch-Partenkirchen, dem Ort an dem die aus dem Ostblock geflüchtete Familie Hock eine neue Heimat fand, oder später in Rosenheim die erfahrenen Bayern-Profis wie Berwanger, Höfner oder Hilger gewesen, die ihm ihre Zeit gewidmet haben, vielleicht hätte Hock seine besondere Karriere nie erlebt.
Die magische Grenze des 1000. Profispiels hat er längst erreicht, genau 870 Partien (245 Tore, 529 Vorlagen, 774 Punkte) allein waren es seit 1994 in der DEL - damit ist er der erfolgreichste Scorer der ewigen DEL-Bestenliste. Drei Mal stand Hock im Finale einer Meisterschaft, zum Titel aber reichte es nie. „Eine Karriere wird natürlich an Erfolgen gemessen, die Frage ist nur, wie man sie definiert“, sagt er und grinst. Natürlich gehören die Finalpartien zu den besonderen Momenten. Die erreichten Playoffs mit den Roosters, der Hype am Seilersee sind aber mindestens genauso in Erinnerung geblieben. „Ich fühle mich in Iserlohn noch immer unglaublich wohl, weil man mich hier immer so akzeptiert hat, wie ich bin“, meint Hock auch in Anspielung auf zahlreiche ehemalige Trainer, die er in den vielen Jahren erleben durfte oder musste. „Wer einen Robert Hock in der Mannschaft hat, weiß, was er bekommt. Es hilft doch nichts, zu versuchen, einen Spieler komplett umzudrehen“, meint sein aktueller Coach Doug Mason.
Mason: \"Defensiv gesteigert\"
Er weiß den Jubilar des Samstags zu schätzen wie er ist, auch weil er weiß, dass Hock für die, die ihn gewähren lassen, bereit ist durchs Feuer zu gehen. „Ob Uli Liebsch, Steve Stirling, Jeff Ward oder ich, wir alle wussten, dass Robert Hock defensiv schwächer ist als offensiv oder eben kein Verfechter des harten Körperspiels. Die Wahrheit ist aber auch, dass er sich genau in diesen Bereichen in den letzten Jahren deutlich gesteigert hat“, so Mason weiter.
Genau das wissen auch die Teamkollegen zu schätzen, die sich auf einen schönen Geburtstags-Samstag mit ihrem Kapitän freuen: Im Mannschaftsbus auf der Reise zum Auswärtsspiel nach Berlin. „Über Robert Hock gibt es so viele unglaubliche Geschichten, aber was zählt, ist, dass er ein unglaublich toller Kerl, ein Vorbild und über die Jahre zu einem echten Freund geworden ist, der noch immer hervorragendes Eishockey spielt“, grinst Michael Wolf. Auch Hocks bester Freund im Roostersteam, der US-Amerikaner Mike York, schätzt ihn als Spieler und Mensch. „Robert ist bemerkenswert, weil er es schafft, sich Jahr für Jahr zu motivieren und noch immer absolute Topleistungen zu bringen im Stande ist.“ Wie lange der „Hocker“, wie ihn alle in der Kabine nennen, das noch will und kann, ist offen. „Der ist wie ein guter Wein – je älter desto besser“, ergänzt Mark Ardelan.
Müssen muss Hock nicht mehr, Geld spielt kaum mehr eine Rolle. Wollen will er aber noch immer und das bedeutet: Spätestens im Sommer 2013 sitzen am Seilersee ein Trainer, ein Manager und ein Hock zusammen und reden über ein weiteres Jahr. Und weil es noch immer so viel Spaß macht, am Seilersee zu `spielen´, wird das Hockeykind Robert auch mit 41 Jahren, als zweitältester Spieler der DEL, Tore schießen, die, so sagt es sein Coach, Spiele entscheiden und manchmal keiner so schießen könnte wie Robert Hock selbst. Herzlichen Glückwunsch!