Die Lage der Liga: DEG-Legende Köberle als stiller Motivator
Große Gesten sind nicht seine Sache. In einer Welt, da harte Bandagen zum alltäglichen Rüstzeug gehören, ist Walter Köberle ein eher seltener Vertreter der Art „Eishockey-Manager“. Große Töne spucken lässt er andere, Köberle besticht durch das, was ihn seit 41 Jahren in Diensten der Düsseldorfer EG auszeichnet: Treue, Leidenschaft und ehrliche Arbeit. Vielleicht lässt sich so erklären, dass die DEG pünktlich zum 64. Ehrentag Köberles eine „kleine Auferstehung“ erlebt.
Das 6:2 vom Sonntag gegen den ERC Ingolstadt war der vierte Sieg des Schlusslichts in Folge und machte ein Sechs-Punkte-Wochenende für die Rheinländer, die am Freitag auch die Freezers geschlagen nach Hause schickten, perfekt. Die tabellarische Momentaufnahme für das noch junge Jahr 2013 ist damit das exakte Gegenstück zur Saison-Situation: Während die DEG in der Summe aller bisherigen Spiele weiter abgeschlagen am Ende liegt, grüßen die Rot-Gelben in der Jahres-Tabelle 2013 von der Spitze.
Dabei begann Köberles Festtag durchaus kurios: Ein Schuss von Maik Klingsporn zerstörte beim Warm-Up eine Plexiglasscheibe hinter dem DEG-Tor. Nach kurzer Reparatur konnte dann endlich die feierliche Zeremonie starten. Viele langjährige Wegbegleiter erinnerten an prägende Momente mit dem aktuellen DEG-Teamleiter. Zum Höhepunkt wurde das Banner mit der Nummer 13 und dem Namen Köberles unter das Hallendach gezogen. Nach Peter John Lee und Chris Valentine ist es das dritte „gesperrte“ Trikot bei der DEG.
Die 3.866 Zuschauer waren einmal mehr begeistert und gerührt zugleich. Und Köberle selbst? In einer überaus emotionalen Ansprache bedankte er sich bei Fans, Mannschaft und Verein und wünschte sich nichts sehnlicher, als „weitere 41 Jahre bei der DEG\" zu sein. Dieser Wunsch dürfte indes – auch wenn es ihm zu gönnen wäre – den biologischen Bauplan des DEG-Urgesteins doch etwas sprengen.
Dagegen ist der Zeithorizont bis zum nächsten Heimspiel der Düsseldorfer deutlich überschaubarer – und ein Erfolgserlebnis nicht derart unwahrscheinlich. Und das, obwohl sich am kommenden Freitag kein geringerer als Rekord-Champion Eisbären Berlin im ISS Dome angesagt hat. Doch die Berliner scheinen selbst derzeit in der Findungsphase: Einem 3:2 gegen Augsburg folgte ein 2:3 gegen Iserlohn: Konstanz sieht anders aus!
Gleiches gilt für die Krefeld Pinguine, die nach der Rückkehr von Christian Ehrhoff in die NHL nun offenbar auch das Glück verlassen hat. Nicht nur, dass das 2:3 beim EHC Red Bull München die vierte Niederlage im vierten Duell hintereinander bedeutete, nun bekommen die Pinguine gerade, wenn es Spitz auf Knopf steht neuerdings die große Flatter: Alle beiden Shootouts seit Jahresbeginn sahen die Krefelder als Verlierer. Zum Vergleich: Während ihres Höhenflugs im November und Dezember ließen sich die Seidenstädter nur einmal bei vier Penaltyschießen überrumpeln.
Während zwischen den Rängen drei bis 13 das große Hauen und Stechen um die Playoff-Plätze eingeläutet wurde, scheinen derzeit lediglich Mannheim und Köln an der Spitze unantastbar. Zwar arbeiteten sich die Adler gegen Wolfsburg zu einem mühevollen 2:1 und musste auch Köln gegen die Freezers bis an die Grenze gehen, am Ende aber standen jeweils drei Zähler. Damit ist das Polster des Spitzenduos nunmehr auf sechs Punkte gegenüber den unmittelbaren Verfolgern Hamburg und Krefeld angewachsen.
Dabei wurde in Köln eine Art Liga-Premiere gefeiert, die dank ServusTV auch optisch eindrucksvoll ins Bild gesetzt werden konnte: Als Philip Riefers das 3:2 für die Haie markierte, tat er dies mit einem „fremden“ Schläger. Nämlich dem von John Tripp, der Riefers das eigene Spielgerät als Ersatz für dessen gerade zerborstenen Stock gereicht hatte. Prompt zimmerte Riefers den Puck zum 3:2 in die Hamburger Maschen und verleitete Tripp zu einer durchaus eigenwilligen, aber nicht ganz ernst gemeinten Interpretation: „Hey, das war mein Stock, also war es auch mein Tor“ jubelte der Cable Guy nicht nur zur Freude der TV-Fans.