Kai Hospelt: Alles richtig gemacht
Der Nationalstürmer hat mit seinen Entscheidungen immer ein glückliches Händchen bewiesen – auch privat.
Kai Hospelt hat so ziemlich alles erreicht, was man als Eishockeyspieler in Deutschland erreichen kann. Er holte einen Meistertitel, hat für die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft an sechs Weltmeisterschaften und den Olympischen Spielen 2010 teilgenommen, wurde zum DEL-Spieler des Jahres gewählt (25 Tore), durfte am Spengler-Cup teilnehmen und war in der vergangenen Woche sogar Kapitän der deutschen Auswahl beim Deutschland Cup im Augsburger Curt-Frenzel-Stadion. Keine Frage, 110 Länderspiele und bis heute 720 Partien in der DEL sind schon eine Ansage. Es gibt nicht allzu viele Spieler, die ähnliche Werte aufweisen.
Beim ersten Blick auf diese beeindruckenden Karrieredaten mag man vielleicht meinen, Hospelt sei bereits im Herbst seiner Laufbahn. Das Gegenteil ist der Fall: Mit erst 31 Jahren befindet sich der Stürmer wohl im besten Eishockey-Alter. „Ich möchte natürlich so lange spielen, wie es nur geht“, sagt Hospelt, betont aber auch, dass man gerade als Profisportler nie ganz genau sagen könne, wann sich eine Karriere dem Ende entgegenneigt.
<dtagimage image-id="385">385 | Hospelt</dtagimage>In erster Linie sollte der Körper mitspielen. Das war bei Hospelt nicht immer so. Zwei Mal musste das Knie dran glauben. Als junger Spieler bei den Kölner Haien riss das Kreuzband. Einmal links, einmal rechts. Für einen Eishockeyspieler eine Horrorverletzung. „Das waren schon extreme Rückschläge“, erinnert sich der Mittelstürmer: „Ich war noch recht jung und wollte bei den Haien durchstarten, doch statt auf dem Eis zu stehen, musste ich in die Reha.“
Hospelt kämpfte sich erfolgreich durch diese harte Zeit, kam zurück in den Kader – und wollte trotzdem etwas ändern. Er wechselte gemeinsam mit seinem Kumpel Sebastian Furchner 2008 nach Wolfsburg zu den damaligen Grizzly Adams. „Ich kam damals in Köln nicht wirklich von der Stelle und Manager Charly Fliegauf hatte sich sehr um mich bemüht.“
Eine Entscheidung, die sich im Nachhinein als absolut perfekt herausstellen sollte. Alles richtig gemacht sozusagen. Hospelt entwickelte sich zum Dreh- und Angelpunkt des Wolfsburger Spiels. Trainer Pavel Gross schenkte dem Center viel Vertrauen und Eiszeit. Der Spieler dankte es seinem Coach mit starken Leistungen. Aus zunächst zwei Jahren Vertragslaufzeit wurden fünf. Hospelt schoss in der Saison 2011/2012 die meisten DEL-Tore und heimste folgerichtig den Titel „DEL-Spieler des Jahres“ ein.
Kai Hospelt über die Gastspiele in Köln
„Den ´Furchi´ haben sie immer gefeiert, mich immer ausgepfiffen.“
Während er bei den Niedersachsen einer der Publikumslieblinge wurde, hatte er bei den Fans in seiner Heimat fortan einen schweren Stand. Die Entscheidung gegen die Haie und für eine neue Herausforderung in Wolfsburg nahm man dem Stürmer bei der Anhängerschaft sehr übel, was bei vielen Auftritten in Hospelts Geburtsstadt auch auf Transparenten zum Vorschein kam. „Den ´Furchi´ haben sie immer gefeiert, mich immer ausgepfiffen“, lacht der Angreifer heute, wohlwissend, dass die Haie-Fans ihren „verlorenen Sohn“ nun wieder lieb haben.
Auch in Wolfsburg hat Hospelt heute noch viele Freunde. Man hegt in der Autostadt keinen Groll darüber, dass er sich nach der Saison 2012/2013 von Wolfsburg in Richtung Mannheim verabschiedete. Eher zeigte man Verständnis dafür, dass der Stürmer erneut eine neue Herausforderung suchte.
<dtagimage image-id="388">388 | Hospelt privat</dtagimage>Hospelt ging einen ungewöhnlichen Weg und beendete in seinem letzten Vertragsjahr bei den Grizzlys bereits zu Saisonbeginn jegliche Spekulationen, in dem er ankündigte, den Club am Ende der Spielzeit zu verlassen. „Wolfsburg hat mir viel gegeben. Ich habe es nur für fair gehalten, meine Entscheidung offen und ehrlich allen mitzuteilen.“ Im September 2012 war das.
Auch mit dieser Entscheidung, sich den Kurpfälzern anzuschließen, lag Hospelt goldrichtig. Mit den Adlern feierte er 2014/2015 die Deutsche Meisterschaft. Ein Ziel, was er jetzt natürlich auch mit den Haien verfolgt. Als gebürtiger Kölner eine Meisterschaft mit dem KEC zu feiern wäre für den Linksschützen die Erfüllung. „Wir haben einen guten Kader. Aber die Konkurrenz ist groß. In den Playoffs kann alles passieren“, blickt der Familienvater voraus.
Apropos Familie: Die Hospelts sind mittlerweile zu viert. Sohn Noa (3) hat im April ein Schwesterchen namens Mila bekommen. Auch ein Grund, weswegen Papa Kai nicht an der WM in Russland teilgenommen hat. Im Kölner Stadtteil Braunsfeld haben sich er und Ehefrau Julia ein Eigenheim geleistet. „Die Kinder sind mein größtes Hobby“, verrät der stolze Vater. Auch für den Privatmann Hospelt gilt demnach: Alles richtig gemacht.
<dtagvideo video-id="3151">3151 | Kai Hospelt zurück in seiner Heimat</dtagvideo>